Benommenheit oder Schwindel führt bei betroffenen Menschen zu einer erheblichen Verunsicherung, nicht selten auch zu Angst. Der Betroffene verliert die Kontrolle, wird unsicher.
Zwischen Schwindel und Benommenheit ist medizinisch zu unterscheiden. Beim Schwindel handelt es sich in der Regel um eine neurootologische systematische Störung. Das heißt vor allem der Gleichgewichtssinn ist durch unterschiedliche Erkrankungen gestört. Unter Benommenheit verstehen wir eine diffuse Wahrnehmungsstörung, zu umschreiben mit dem Ausdruck „Watte im Kopf“.
Was ist Schwindel?
Schwindel kann unterschiedliche Ursachen und daher auch unterschiedliche Symptome haben. Die häufigsten Schwindelformen sind:
- Lagerungsschwindel
- Anfallsartiger Drehschwindel
- Schwankschwindel
- Anhaltender Drehschwindel
Schwindel wird häufig begleitet von Übelkeit und Erbrechen. Auch Schweißausbrüche kommen vor. Es besteht eine Fallneigung und es kann zu Stürzen kommen.
Auslöser von Schwindelattacken
Beim gutartigen Lagerungsschwindel treten Schwindelattacken durch Lageveränderung des Kopfes auf, beispielsweise beim Seitwärtsbewegen des Kopfes oder auch abends beim Umdrehen im Bett. Typisch für den Lagerungsschwindel sind kurze Schwindelanfälle. Betroffene berichten ein Gefühl, als würde sich die gesamte Umgebung schnell um sie herumdrehen. Auch Übelkeit und Erbrechen gehört zu den Symptomen.
Die Ursache des paroxysmalen, anfallsartigen Lagerungsschwindels ist eine Verlagerung von kleinen Steinchen in den Bogengängen des Innenohrs. Dadurch werden Sinneszellen gereizt und es werden Informationen an das Gehirn weitergegeben. Diese Informationen stimmen dann mit der tatsächlichen Körperlage und über das Auge aufgenommene Sinnesreize nicht überein. Auf diese Weise kommt es durch eine Nicht-Übereinstimmung von unterschiedlichen Sinneseindrücken zum Schwindel.
Diese kleinen Steinchen treten typischerweise zwischen dem 60. Und 80. Lebensjahr auf, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.
Diagnostik und Therapie von Schwindel
Die Ursache von Schwindelattacken liegt häufig im Gleichgewichtsorgan und in den angrenzenden Hirnstrukturen. Schwindel ist eine neurootologische Erkrankung. Das heißt HNO-Ärzte und Neurologen sind in erster Linie Ansprechpartner. Eine gezielte Diagnostik mündet dann entsprechend in den richtigen Therapien.
Was ist Benommenheit?
Im Gegensatz zum Schwindel ist die Benommenheit eine eher diffuse Wahrnehmungsstörung. Betroffene berichten über ein Gefühl wie Watte im Kopf zu haben, die Umgebung als unwirklich wahrzunehmen, auch das Gefühl unsicher auf den Beinen zu sein und möglicherweise auch weg zu sacken. Bei der Benommenheit kommt es nicht zu einem kompletten Bewusstseinsverlust.
Wie kommt es zur Benommenheit?
Im Gegensatz zum Schwindel, bei dem eine umschriebene Ohr- oder Gehirnregion betroffen ist, entsteht die Benommenheit durch eine das gesamte Gehirn bettfreffende Herz-Kreislauf Störung. Entweder ist der Blutdruck zu niedrig oder in anderen Fällen zu hoch oder aber der Blutfluss zum Gehirn ist reduziert.
Meistens sind Auslösesituationen mit einem angestrengten Kreislauf verbunden, bei dem gegen die Schwerkraft das Herzkreislaufsystem arbeiten muss. Auslösende Situationen sind zum Beispiel wechselnde Körperlagen vom Liegen zum Stehen. Aber auch nach längerem ruhigen Stehen auf einer Stelle kann es zur Benommenheit kommen.
Frühe Benommenheit: Was steckt dahinter?
Wenn der Mensch aufsteht, kommt es innerhalb der ersten Minuten meistens nach etwa 20 Sekunden zu einem Blutdruckabfall. Der Blutfluss zum Gehirn kann dabei auch normal sein. Der Kreislauf verfügt über Reflexe, sodass die Herzfrequenz nach dem Aufstehen ansteigt und die Arterien und Venen sich stärker anspannen. Diese Ausgleichsmechanismen haben das Ziel, die Blutversorgung des Gehirns aufrechtzuerhalten. Mit der unblutigen Kreislaufmessung mithilfe des Finapres-Systems können wir diese frühe Kreislaufstörung genau identifizieren und therapeutische Maßnahmen ableiten.
Ursachen für die frühe orthostatische Benommenheit sind häufig ein Flüssigkeitsmangel aufgrund einer zu geringen Trinkmenge. Mit zunehmendem Lebensalter nimmt das Durstgefühl ab. Andere Erkrankungen sind Herzschwäche, Bluthochdruck oder auch Herzrhythmusstörungen. Nicht selten sind auch Medikamente auslösend für eine frühe orthostatischen Benommenheit. Beispielsweise Medikamente gegen eine Prostatavergrößerung können Herz-Kreislauf Probleme beim Aufstehen auslösen.
Späte Benommenheit: Was steckt dahinter?
Längeres Stehen kann dazu führen, dass viel Blut im venösen Gefäßsystem überwiegend in Becken und Beinvenen zurückbleibt. Es fehlt dadurch dem arteriellen Gefäßsystem für die Durchblutung vor allem des Gehirns.
Während die Benommenheit unmittelbar nach dem Aufstehen durch einen Blutdruckabfall bedingt ist, ist bei der späten Benommenheit der Blutfluss die entscheidende Größe. Steht man länger auf einer Stelle, haben wir das Bedürfnis uns zu bewegen. Durch die Bewegung der Beine bedienen wir die Beinmuskelpumpe. Dies fördert den venösen Rückstrom zum Herzen. Ursächlich für die späte Benommenheit sind ähnlich wie bei der frühen Benommenheit auch Herzkreislauferkrankungen.
Ebenso spielt der Flüssigkeitsmangel eine wichtige Rolle. Eine Empfohlene Trinkmenge orientiert am Körpergewicht ist 30 ml/kg Körpergewicht am Tag. Bei Menschen mit einer fortgeschrittenen Herzschwäche kann die Trinkmengenempfehlung auch niedriger ausfallen. Auch Medikamente z.B. Betablocker können die späte Benommenheit verstärken. Medikamente dosisreduzieren oder absetzen sollten Sie niemals eigenmächtig. Nur nach ärztlicher Rücksprache sollte der Therapieplan angepasst werden.