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Dr. Stefan Dierkes
Dr. med. Stefan Dierkes besondere Expertise liegt auf der Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen mittels Herzschrittmacher und Defibrillator. Dabei kommt ihm eine 14-jährige Erfahrung in verschiedenen Kliniken zugute. Allein mehr als 15.000 EKGs hat Dr. med. Stefan Dierkes in seiner kardiologischen Laufbahn bis heute durchgeführt. Zum Profil.

Bier, Herzrasen, Herzstolpern – Oktoberfest

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Bier auf dem Oktoberfest – Risikofaktor für Herzrhythmusstörungen

Seit 1810 findet in München das Oktoberfest statt. Ursprünglich als Feierlichkeit anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese gedacht, hat sich das Oktoberfest zu einem weltbekannten Volksfest mit über 5 Millionen Besuchern aus über 60 Ländern des nicht-bayrischen Auslands entwickelt.

Im Jahr 2015 haben 5,9 Millionen Besucher durchschnittlich 1,31 Maß Bier pro Besucher (1 Maß Bier = 1,069 l) getrunken. Wir untertreiben also sicherlich nicht, wenn wir behaupten, dass die allermeisten Besucher dieses beliebten Volksfestes kommen, um in der Gesellschaft Gleichgesinnter Bier zu trinken.

Bier enthält Alkohol. Alkohol kann Rhythmusstörungen auslösen. Diese Zusammenhänge hat eine Arbeitsgruppe, die Munich Beer Related Electrocardiogram Workup Study (MunichBREW) wissenschaftlich (und nüchtern) untersucht.

Alkoholtest und AliveCor Smartphone EKG auf dem Oktoberfest

Für die MunichBREW Studie wurden im Jahr 2015 auf dem Oktoberfestgelände 3.028 Besucher erfasst. Neben einem Standard-Alkohol-Atemtest leiteten die Untersucher jeweils ein 30-sekündiges 1-Kanal EKG mit dem KardiaMobile von AliveCor ab. Dieses Smartphone-basierte System zur Dokumentation eines EKGs ist wissenschaftlich getestet und wird von uns in der Cardiopraxis auch bei der Betreuung von Menschen mit Herzrhythmusstörungen häufig genutzt.

Das Durchschnittsalter betrug 34,7 +/- 13,3  Jahre, 29,9% waren Frauen. Der mittlere Alkoholgehalt betrug 0,85 +/- 0,54 Promille, bei Männern höher als bei Frauen.

Schneller Herzschlag und Herzrhythmusstörungen durch Bier

Bei 30,5% der Menschen wurde in der MunichBREW-Studie eine Herzrhythmusstörung nachgewiesen, wobei bei 25,9% aller Untersuchten eine Sinustachykardie vorlag. Sinustachykardie bedeutet eine regelmäßige Herzschlagfolge mit über 100 bpm, die als Ausdruck eines erhöhten Risikos für komplexere Herzrhythmusstörungen gewertet werden kann. Immerhin 5,4% des recht jungen Gesamtkollektives hatten komplexere Herzrhythmusstörungen, wie z.B. Extrasystolen der Vor- bzw.- Hauptkammern und 0,8% hatten sogar Vorhofflimmern, was ja ein Risikofaktor für einen Schlaganfall ist.

Hier ein authentisches „Oktoberfest-EKG“ aus München (siehe Datum und Uhrzeit): vorbekanntes intermittierendes Vorhofflimmern; Samstag 28.9.19: Besuch des Oktoberfestes; gegen 21:00h 0,5 Maß Augustiner-Bräu, keine Nahrungsaufnahme; 2:02h in Nacht nächtlich symptomatisches Vorhofflimmern (geistriert mit KardiaMobile von AliveCore).

Bier für Bier – Risiko für Herzrhythmusstörungen steigt bei Frauen stärker als bei Männern

Nicht ganz unerwartet stieg mit der Alkoholkonzentration im Blut auch der Anteil an Menschen, die irgendeine Form von Herzrhythmusstörung aufwiesen. Frauen waren dabei deutlich häufiger betroffen als Männer. Ab 1,2 Promille konnten die Untersucher bei knapp 50% der Frauen und bei knapp 40% der Männer eine Herzrhythmusstörung mit dem 1-Kanal EKG nachweisen.

Alkohol und Histamin im Bier – Risikofaktor für Herzrhythmusstörungen

Wir können davon ausgehen, dass auf dem Oktoberfest zur Steigerung des Alkoholgehaltes im Blut fast ausschließlich Bier zum Einsatz kommt. Folglich müssen wir für die Entstehung von Herzrhythmusstörungen also neben dem Alkoholgehalt und dem Verlust an Elektrolyten auch den Gehalt an Histamin im Bier berücksichtigen.

Beim Bier hat der Histaminstoffwechsel eine besondere Bedeutung, da Bier Histamin enthält und durch den Alkoholgehalt der Abbau von Histamin über das Enzym Diaminooxidase gleichzeitig blockiert wird. Histamin selber kann über H2 Rezeptoren am Herzen einen schnellen Herzschlag und Herzrhythmusstörungen auslösen.

Alkohol. Grundsätzlich gilt, dass Alkohol schon alleine, egal in welcher Zubereitung ein Risikofaktor für Rhythmusstörungen des Herzens ist. Die Mechanismen sind hier nicht ganz klar. Das traditionelle Oktoberfestbier, das Märzenbier, welches die Münchner Brauereien im März brauen, zeichnet sich durch einen relativ hohen Alkoholgehalt von bis zu 6,4% aus.

Trinken wir Alkohol, dann kennen die meisten von uns den Befund des schnellen Herzschlages. Ihre Herzfrequenz liegt dabei 10-20 ppm über Ihrer gewohnten Grundfrequenz in Ruhe. Unabhängig von den Mechanismen, die zum schnelleren Herzschlag führen, zeigt dieses an, dass Alkohol eine Adrenalin-vermittelte Aktivierung des Herzens zur Folge hat. Adrenalin begünstigt immer Herzrhythmusstörungen, insbesondere dann, wenn im Vorfeld Rhythmusstörungen bzw. eine Herz-Kreislauferkrankung bekannt sind.

Elektrolytverlust. Wer Bier trinkt geht häufig zum Wasserlassen. Über den Urin kann Ihr Körper wichtige Elektrolyte, wie Kalium Magnesium und Natrium verlieren. Geschieht dieses im Übermaß, dann wird auch das elektrische Gleichgewicht im Herzen gestört und Herzrhythmusstörungen sind die Folge.

Histamin. Das Oktoberfestbier, also das untergärige Märzenbier enthält wie viele Nahrungsmittel Histamin, was schon alleine das Risiko für Herzrhythmusstörungen steigert. Übrigens, wer Probleme mit Herzrhythmusstörungen bzw. mit Histaminerkrankungen hat, der sollte das obergärige Weizenbier meiden, denn es hat sogar den ca. 6-fachen Histamingehalt im Vergleich zu untergärigen Bieren.

Clever auf das Oktoberfest

Sollten Sie bisher gesund sein und das Oktoberfest besuchen, dann wünschen wir Ihnen viel Spaß in guter Gesellschaft.

Zur Vorsicht raten wir allerdings Menschen mit vorbekannten Herz-Kreislauferkrankungen, insbesondere mit einer Vorgeschichte für Herzrhythmusstörungen, wie z.B. Extrasystolen und Vorhofflimmern. Darüber hinaus haben Menschen mit Histaminerkrankungen, vor allen Dingen mit einer vorgenannten Histaminintoleranz und einem Mastzellaktivitätssyndrom ein erhöhtes Symptomrisiko.

Herzrhythmusstörungen. Eine Maß zu viel kann bei vorgenannten Herzrhythmusstörungen der Auslöser für anhaltendes Vorhofflimmern sein. Sie sollten sich auf eine Maß beschränken und vor dem Gang zur Theresienwiese 1-2 Elektrolyttabletten einnehmen, welche Kalium, Magnesium und Natrium enthalten. Hat Alkohol in der Vergangenheit bei Ihnen wiederholt Herzrhythmusstörungen verursacht, dann sollten Sie ganz auf Alkohol verzichten.

Histaminerkrankungen. In Abhängigkeit von den Symptomen eines Histaminüberschusses in der Vergangenheit, sollten Sie evtl. auf Bier ganz verzichten. Das gilt vor allen Dingen dann, wenn z.B. nach Bier bei Ihnen schon mal Luftnot und ein instabiler Kreislauf vorgekommen sind. Waren die Symptome allerdings bisher nicht besonders stark ausgeprägt, z.B. traten nur Müdigkeit, lediglich leichter Juckreiz bzw. leichter Durchfall am Folgetag auf, dann können Sie Histamin-Symptomen vorbeugen.

So können Sie den Abbau von Histamin durch die Einnahme von Diaminooxidase-Kapseln (DaosinⓇ) ca. 30-60 Minuten vor dem ersten Bier unterstützen. Weiterhin kann Ihnen auch die Einnahme von 500-1.000 mg Vitamin C pro Tag an den Tagen vor dem Wies’n Besuch helfen, da Vitamin C die Histaminfreisetzung aus Mastzellen verringert.

 Cardiopraxis – Kardiologen in Düsseldorf & Meerbusch

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