Jeder Mensch kennt das Gefühl: Läuft man zu schnell oder zu lange, dann geht einem früher oder später die Puste aus. Dies weist auf ein Missverhältnis zwischen Sauerstoffangebot und Sauerstoffbedarf hin. Der Bedarf steigt an und das Sauerstoffangebot ist ab einer bestimmten Belastungsstufe nicht mehr ausreichend. Im Falle von körperlicher Belastung entsteht dieser Bedarf überwiegend in der Muskulatur.
Symptome einer Atemnot?
Zunächst einmal ist die Atemnot ein sehr subjektives Empfinden, der Betroffene hat das Gefühl, zu wenig Luft zu bekommen. Die Atemnot macht sich bemerkbar und ist auch sichtbar durch ein schnelleres Atmen, die Atemfrequenz nimmt zu. Die Atmung kann schnell und flach sein. Ausdruck einer Atemnot kann es sein, dass der betroffenen Mühe hat, zu sprechen. Es fehlt ihm schlichtweg die Luft dafür. Begleitende Symptome einer Atemnot kann ein Angstgefühl bis hin zur Panik sein. Zudem auch Schweißigkeit, Unruhe und insbesondere auch bei Herzerkrankungen eine Angina pectoris.
Welche Ursachen kann Atemnot haben?
Atemnot kann sehr unterschiedliche Ursachen haben. Die Einordnung ist auch nicht immer einfach. In der Herz-Kreislauf-Medizin ist Atemnot ein häufiges Symptom. Bei allen Herzerkrankungen von der Herzschwäche bis zu Herzklappenfehlern, Herzrhythmusstörungen oder Durchblutungsstörungen des Herzens kommt es sehr häufig zu dem Symptom Luftnot. Dies zunächst unter Belastung, bei fortschreitender Schwere auch in Ruhe.
Der zweite große Ursachenkomplex ist das bronchopulmonale Organ. Das heißt die oberen Atemwege beginnend mit der Luftröhre bis hin zu den kleinsten Abschnitten des Bronchialbaumes, in denen der Gasaustausch stattfindet, und im Lungengerüst sowie Brustkorb und Rippenfell. Eine typische Ursache ist das Asthma bronchiale. Beim Asthma bronchiale kommt es über unterschiedliche Mechanismen zu einer häufig auch anfallsartigen Engstellung des Bronchialbaumes. Die Bronchien können kollabieren, die Atemluft gelangt in die Lunge, das Ausatmen ist jedoch erschwert. Eine andere typische Ursache ist die vom Asthma abzugrenzende chronisch-obstruktive Lungenerkrankung.
Neben den typischen kardialen und bronchopulmonalen Ursachen kann Luftnot auch durch eine Blutarmut verursacht werden. Bei einer Blutarmut gibt es zu wenige Sauerstoffträger im Blut. Es kommt zur Atemnot. Eine Schilddrüsenüberfunktion kann das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel förmlich anreizen, sodass ein hoher Sauerstoffbedarf besteht. Dies führt zum Gefühl der Luftnot. Seltene Ursachen sind Medikamente, die Luftnot hervorrufen können. Beispiel dafür ist das gegen Herzrhythmusstörungen eingesetzte Amiodaron oder das Antibiotikum Nitrofurantoin. Bei langer Einnahme und hoher kumulativer Dosis kann die Lunge beschädigt werden.
Wie erkenne ich eine akute Atemnot?
Eine akute Atemnot ist eine plötzlich einsetzende Luftnot, die in ihrer Intensität und Schwere neu ist. Ein Beispiel ist, dass eine Atemnot, die zuvor nach 4 Etagen Treppensteigen auftritt, jetzt bereits in Ruhe einsetzt. Die akute Atemnot macht sich bemerkbar als ein schnelles flaches Atmen, ein Ringen nach Luft. Hierzu wird auch gelegentlich mit aufgestützten Armen, sitzend oder an der Fensterbank stehend, die Atemhilfsmuskulatur eingesetzt. Eine akute Atemnot ist immer ein Notfall und eine schwere akute Atemnot sollte immer eine notärztliche Versorgung nach sich ziehen. Hintergrund einer Atemnot können bedrohliche Krankheitsbilder wie eine Lungenembolie, ein schwerer Asthmaanfall, ein Pneumothorax oder im Herzbereich ein Herzinfarkt oder schwere Herzrhythmusstörungen sein.
Was sind häufige Ursachen für Atemnot im Erwachsenen- oder Kinderalter?
Die Ursachen sind altersabhängig unterschiedlich. Im Kindesalter ist ein allergisches Asthma bronchiale häufig, eher seltener sind z.B. angeborene Herzfehler. Im höheren Erwachsenenalter sind dann Herzerkrankungen oder eine COPD führend. Dies liegt an degenerativen Lebensprozessen als auch kumulativen Risikofaktoren, beispielsweise dem Nikotingenuss mit möglicher Schädigung des Herzens und der Atemwege.
Kurzatmig bei Stress?
Emotionale Belastungen und Stress können das Gefühl der Atemnot auslösen. Bei ausgeprägten Stressreaktionen bis hin zu Panikattacken ist der Atemantrieb deutlich verstärkt. Der Betroffene atmet zu schnell und zu flach. Dies führt zu einer gesteigerten Abatmung des Kohlendioxids. Die Tütenrückatmung hat das Ziel, den CO2-Gehalt. wieder zu steigern und somit eine Beruhigung zu erzielen. Die Hyperventilation im Rahmen einer Stressreaktion ist insgesamt eher als gutartig einzustufen. Zu beachten ist jedoch, dass Stress auch ausgelöst werden kann durch im Hintergrund ablaufende Erkrankungsprozesse, zum Beispiel Durchblutungsstörungen des Herzens.
Luftnot bei Herzkreislauferkrankungen
Jede Herzerkrankung kann zu Luftnot führen. Die Luftnot bei Herzerkrankungen wird in vier Schweregrade eingeteilt. Diese Einteilung orientiert sich an der New York Heart Association (NYHA) Klassifizierung:
NYHA-Stadium I: Es besteht eine Herzerkrankung ohne körperliche Einschränkung
NYHA-Stadium II: Es besteht eine Herzerkrankung mit leichter Einschränkung der Belastbarkeit
NYHA-Stadium III: Es besteht eine Herzerkrankung mit körperlicher Einschränkung und Luftnot bei leichten Tätigkeiten, in Ruhe keine Luftnot
NYHA-Stadium IV: Es besteht eine Herzerkrankung mit Luftnot in Ruhe
Die Einteilung in die Stadien erlaubt nicht nur eine Abschätzung des Schweregrades der Luftnot, sondern insbesondere auch der Prognose. Im Stadium IV liegt die Sterblichkeit bei einer hochgradigen Herzmuskelschwäche bei bis zu 50% in 2 Jahren.
Herz-Kreislaufstörungen als Ursache?
Den Körperkreislauf des Blutes unterteilen wir in einen arteriellen und einen venösen Teil. Im arteriellen Teil wird sauerstoffreiches Blut vom linken Herz ins Gewebe transportiert, im venösen Teil erfolgt der Rücktransport von sauerstoffarmem Blut zum rechten Herzen. Isolierte Kreislaufstörungen können Luftnot verursachen, obwohl das Herz vollkommen funktionstüchtig ist. Bei Bluthochdruck z.B. kommt es zu einer Engstellung in den kleinsten Gefäßen, sodass der vorgeschaltete Druck steigt. Dies führt zu einer Durchblutungsstörung des Gewebes und es kann zu einem Rückstau in die Lunge kommen. Beide Mechanismen tragen so zum Symptom Luftnot bei.
Im venösen Teil des Kreislaufs kann eine Verlegung einer Lungenarterie zwischen rechtem Herz und Lungengewebe durch ein Blutgerinnsel Luftnot verursachen. Meistens handelt es sich dabei um ein verschlepptes Blutgerinnsel aus dem Bein.
Anfallsartige Atemnot: Was, wenn kein Asthma?
Anfallsartige Atemnot wird häufig hervorgerufen durch ein Asthma bronchiale. Neben dem Asthma bronchiale gibt es für eine akute Atemnot unterschiedliche Diagnosen bei wiederkehrender anfallsartiger Atemnot. Aus Herz-Kreislauf-Sicht können dies anfallsartige Herzrhythmusstörungen oder auch Blutdruckentgleisungen sein. Eine wichtige Diagnose für anfallsartige Atemnot sind auch Fehlfunktionen der Stimmlippen, Asthma-ähnlich kommt es zu einem Stridor. Stridor bedeutet eine Engstellung der Stimmlippen mit Schwierigkeit bei der Einatmung und pfeifenden Geräuschen. Die anfallsartige Atemnot bei der Stimmlippen-Dysfunktion ist häufig nur wenige Minuten andauernd und eine wichtige Differentialdiagnose zum Asthma.
Luftnot: Wann muss ich zum Arzt?
Neben dem Schweregrad spielt die zeitliche Dynamik der Luftnot eine wichtige Rolle. Kommt es erstmals zu einer plötzlichen und schweren Luftnot, dann muss rasch gehandelt werden. Es könnte sich um eine lebensbedrohliche Erkrankung, wie zum Beispiel eine Lungenembolie oder einen Herzinfarkt handeln. Rufen Sie sofort das Rettungsteam unter 112 an. Auch bei bestehenden Vorerkrankungen wie der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung oder der Herzmuskelschwäche kann sich der Zustand verschlechtern. Merken Sie bei Herzmuskelschwäche eine Zunahme des Körpergewichts oder ein Anschwellen der Beine, sollten Sie innerhalb weniger Tage unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Atemnot: Was kann ich selbst tun?
Eine akute Atemnot ist eine sehr belastende und beunruhigende, mit Angst verbundene Situation. Versuchen Sie, Ruhe zu bewahren, setzen Sie sich aufrecht hin und legen Sie die Arme gebeugt auf die Oberschenkel. Hierdurch können Muskeln beansprucht werden, die das Atmen erleichtern. Lassen Sie das Fenster öffnen und verständigen Sie die Rettungskette bei schwerer Atemnot. Eine akute schwere Atemnot ist immer ein Notfall. Sollten Sie eine chronische asthmatische Erkrankung haben, benutzen Sie Ihre Ihre Notfallsprays. Nichtsdestotrotz sollten Sie dann auch nach Besserung Ihre Fachärztin oder Ihren Facharzt kontaktieren.